Eine Reise durch Kunst und Landschaft

Manuel Andrack berichtet:
Berlin hat 3,76 Millionen Einwohner, Tendenz steigend. Wenn die alle gleichzeitig loswandern, wird es an Spree, Havel und im Grunewald voll, sehr sehr voll. Zu voll. Deshalb ist es schön, dass es im Umland von Berlin (auch Brandenburg genannt) Landschaften gibt, die erstens nicht so bekannt und zweitens daher auch nicht so überlaufen sind. 2012 fand im Fläming, einer flachen, sanft-hügeligen Landschaft, der Deutsche Wandertag statt. Im Vorfeld dieser Veranstaltung konnte ich den Kunstwanderweg zwischen Bad Belzig und Wiesenburg unter die Füße nehmen. Insgesamt mit allen Schleifen und Abstechern (zum Beispiel zum Hagelberg, mit 200,3 Metern Höhe der Mount Everest des Flämings – mit Gipfelbuch!
Ich empfehle, zunächst die Südroute zu gehen. Die ist 16,8 Kilometer lang und man kann sie bequem als Tagestour gehen. Wir starten am Bahnhof in Wiesenburg, das erste Highlight ist das Schloss, imponierend vor allem der Schlosspark. Nicht so französisch wie Versailles, eher englisch wie die weltberühmten Gärten von Wörlitz. Das ist ganz hohe Gartenbaukunst und passt daher zum Internationalen Kunstwanderweg. Aber warum wird dieser Weg „International“ genannt? Die Kunstwerke am Wegrand entstanden im Rahmen einer internationalen Ausschreibung. Das passt zum Fläming, der seine Migrationsgeschichte schon im Namen trägt. Weil nämlich viele Flamen sich jahrhundertelang in dieser Region ansiedelten, entstand vor den Toren Berlins quasi eine Art Ost-Holland. Nun aber zu einigen Kunstwerken.
Wandern, bei warmen Wetter?
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Sehr beeindruckend die Holzskulptur von Susken Rosenthal. Unter Kiefern. Waldgespräche der Stämme und Balken. Eine sehr schöne Idee: Die Balken sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Wie zufällig hin gewürfelt umarmen und umgarnen sie die hochgewachsenen Kiefern. Kultur im Dialog mit Natur. Und wenn man ganz genau zuhört, dann kann man die Waldgespräche belauschen. Unter uns gesagt, nicht gerade hochintellektuelle Gespräche. Es geht eher um alltägliche Themen wie Wind, Wetter, Jahreszeiten – und was machen die Kleinen so?
Sehr schön auch die riesigen Kuh-Euter, die sich in der Nähe von Wiesenburg auf der Weide tummeln. Der Titel, den die niederländische Künstlerin Silke de Bolle diesem Kunstwerk gab, ist etwas sehr verrätselt und nur mit Niederländisch-Wörterbuch zu verstehen. Weil Kuieren auf niederländisch Spazierengehen heißt und Uier Euter.
Ein wenig gruselig ist es, plötzlich am Wegrand auf die heulenden Wölfe zu treffen. Ich kann aber beruhigen, die tun nichts, die wollen nur spielen. Ich fand die Kunstwerke an diesem Wanderweg wirklich außergewöhnlich gelungen, 17 Artefakte versammeln sich an der Südroute, alle sind sie sehr originell und passen sich dem jeweiligen Landschaftstyp an: Wald, Weide, Wiese, Viadukt. Besser als jede Documenta, meinte ein Wegerezensent im Netz.
In Bad Belzig sollte man sich unbedingt die trutzige Burg anschauen und in der ortsansässigen Brauerei ein Bier trinken. Vielleicht trefft ihr ja auch jemanden, dem ihr zuprosten könnt. Zum Wohl, auf den Internationale Kunstwanderweg im Fläming!