Manuel Andrack: Die Anstrengung

Die Anstrengung
Manuel Andrack ist passionierter Wanderer. In unserem Blog gewährt er uns besondere Einblicke in Erlebtes, seine Lieblingsrouten, gibt Tipps und macht Lust aufs Wandern.
Im Jahr 2005 schrieb er mit „Du musst wandern“ sein erstes Buch über dieses Thema. Heute reflektiert er, wie sich seine Sicht auf die Anstrengung beim Wandern im Laufe der letzten Jahre geändert hat. Manuel Andrack beschreibt im folgenden Beitrag, wie befriedigend Anstrengung sein kann und wie beflügelnd es ist, das richtige Wandermaß für sich zu entdecken.
Manuel Andrack: Die Anstrengung
In meinem Buch „Du musst wandern“ vertrat ich die äußerst steile These, dass Wandern eine Art Hochleistungssport sei, Schwitzen und Blasen an den Füßen inklusive. Im Klartext: Jede Tagestour unter 30 Kilometern sei doch eigentlich keine große Herausforderung. Nun ja, das ist ja auch schon fünfzehn Jahre her, da schreibt man halt so etwas. In den letzten Jahren wurde ich dann immer mehr zum fanatischen Genusswanderer. Es gab kleine Ausreißer, beispielsweise einen Fünfzig-Kilometer-Marsch und einen Wandermarathon. Aber das war echt nicht mein Ding.
Doch je öfter ich kurze und kürzeste Wege ging, desto mehr hatte ich dann doch Sehnsucht nach einer kernigen Tour. Denn bei aller Wander-Wellness, fluffig geschlurften Spazierpremiumwegen und Waldbadetagen wurde mir klar: Manchmal macht es auch einfach Spaß, sich so richtig bei einer Wandertour zu verausgaben, seinen Körper zu spüren und beim Anstieg zu schwitzen. Ohne Anstrengung ist ein Gipfelblick nun mal nix wert, man könnte ja auch einfach mit der Seilbahn hochfahren.

Ich habe ein wenig darauf geachtet, was das mit mir und meinem Körper macht. Der Start einer anspruchsvollen Wanderung ist meistens hart, vor allem, wenn es mit einem knackigen Anstieg losgeht. Ich finde das schön, wenn der Körper in den Wandermodus springt, es ist zunächst ein wenig anstrengend, aber befreiend.
Gerade auf den ersten Kilometern spüre ich extrem meine Beine, besonders die Oberschenkel. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich fast jede Wanderung zu schnell angehe, dann wird die Muskultur sauer und das tut dann weh. Aber wenn einem beim Anstieg die Beine schmerzen, ist das wirklich so schlimm?
Nein, das ist mein Körper, der gerade etwas leistet, nämlich mich den Berg hinaufzutragen, und die Anstrengung darf man ruhig spüren, finde ich. Ist es schon Masochismus, wenn man das ab und an sogar genießt? Ich habe meinen Kindern vor einer Wanderung immer gesagt, kommt mir nicht damit, dass eure Beine weh tun - das passiert euren Eltern genauso. Aber spätestens bei der ersten Belohnungspause, so mein väterlicher Rat, ist das alles vergessen.
Ich finde es auch toll, gerade bei winterlichen Wandertouren, wenn ich vor Anstrengung schwitze. Ich brauche keinen aufwändigen Saunagang, ein wenig Anstrengung während der Wandertour, schon klappt es mit dem Schwitzen und Keuchen. Natürlich habe ich nach einer richtig strammen Tour auch manchmal Rücken. Aber das ist doch schön! Denn, das heißt doch nur, dass ich vorher die Rückenmuskulatur nicht ausreichend gestärkt habe. Das ist doch das Großartige an der Wanderanstrengung: Wenn ich mich ordentlich verausgabe, ist es bei der nächsten Tour gar nicht mehr so schlimm, weil ich einfach fitter bin!
Und immer daran denken: #es geht BÄRGAUF!
BÄR-TIPP: Mit den richtigen und passenden Wanderschuhen- oder stiefeln macht eine anstrengende Wandertour doppelt so viel Spaß.