Das Ziel

Das Ziel
Was ist das Ziel beim Wandern? Die Antwort scheint simpel: Der Weg ist das Ziel!
Seit der Romantik wandert man doch aus Lust und Laune, und nicht, weil man muss.
Aber man kann natürlich beim Wandern sehr viele Ziele haben.
Allgemeine Ziele beziehungsweise Beweggründe (im wahrsten Sinne des Wortes):
Ich will mich an der frischen Luft bewegen. Ich möchte Geselligkeit mit meinen Mitwanderern erleben.
Ich möchte aufregende Landschaftserlebnisse (Felsen, Berge, Aussichten) genießen.
Der Hund muss raus. Ich möchte mich im Gipfelbuch eintragen.
Ich möchte ein Belohnungsbier trinken. Diese Liste kann man beliebig erweitern.
Aber es gibt natürlich beim Wandern auch ganz konkrete Ziele. Dabei muss man unterscheiden
zwischen einem Rundwanderweg und einer Streckenwanderung. Prinzipiell ist ein Rundwanderweg
(übrigens die bei weitem beliebteste Form des Wanderns, das haben Wanderforscher herausgefunden)
die Inkarnation des Mottos „Der Weg ist das Ziel“. Denn ich gehe, wandere, picknicke und am Ende des Tages
(oder des halben Tages) bin ich wieder am Ausgangspunkt angelangt.
Streng genommen hätte ich also gar nicht loslaufen müssen. Aber natürlich habe ich auch bei
einem Rundwanderweg ein konkretes Ziel: Meinen Ausgangspunkt. Ich kann eben nicht einfach nach
der Hälfte des Weges stehenbleiben. Ich muss auf jeden Fall wieder dahin zurück, wo ich losgegangen bin.
Zu meiner Bushaltestelle, zu meinem Bahnhof, zu meinem Auto. Und dann muss man hoffen,
dass das Auto in der Zeit, die ich auf meinem Rundweg zugebracht habe, nicht ein Rendezvous
mit einem Baumstamm hatte. So was ist mir vor ein paar Jahren am Rhein passiert.

Bei einer Streckenwanderung ist das Ziel etwas anders definiert. Am deutlichsten sieht man das
am berühmten Jakobsweg. Denn dort ist das Ziel das Ziel, nicht der Weg.
Man möchte sein Pilgerziel - Santiago de Compostella – erreichen.
Der Weg dorthin ist dem Pilger eher wurscht, viele Pilger hassen es sogar zu wandern, siehe Hape Kerkeling.
Wenn ich eine Etappe auf dem (zum Beispiel) DonAUwald-Wanderweg gehe,
habe ich auch ein sehr konkretes Ziel vor Augen – mein Etappenziel eben.
Oder, falls ich die Gesamtstrecke wandere, den Endpunkt meines Wanderwegs.
Das heißt, es gibt eben neben dem Weg doch immer noch ein ganz konkretes Ziel beim Wandern,
entweder meinen Ausgangspunkt oder das Etappenziel bei einer Streckenwanderung.
Wandern ist eben sehr zielführend.
Eine ganz besondere Form des Wanderns ist das Hin-und-Zurückwandern.
Der Journalist Dirk Schümer hat mir diese Form des Wanderns nahegebracht.
Wir wandern los an einem Schwarzwald-Wanderparkplatz in der Nähe von Baden-Baden.
Und dann geht es immer bergan - Ziel Nummer Eins ist der Aussichtsturm auf der Badener Höhe.
Als wir den Aussichtsturm erreicht haben, machen wir ein Selfie, als Beweis, dass wir auch dort waren.
Und dann geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück. Dirk sagt, so könne er ausschließen,
sich zu verlaufen. Ich war zunächst skeptisch, ob so eine Wanderung Spaß macht. Aber ich muss sagen:
Doch, das macht Spaß. Denn es ist eine alte Wanderer-Weisheit, dass ein Weg,
geht man ihn in die Gegenrichtung, völlig andere Sinneseindrücke und Ausblicke offenbart.
Man wandert auf dem gleichen Weg, aber auch auf einem anderen. Und als wir wieder zurück am
Schwarzwald-Wanderparkplatz angelangt waren, hatten wir drei Ziele erreicht:
Erstens unser Zwischenziel, den Wendepunkt der Wanderung.
Zweitens unser finales Ziel, den Ausgangspunkt. Und drittens den Wanderspaß dazwischen
– der Weg war natürlich auch das Ziel.
Und immer dran denken: #esgehtBÄRGAUF