Andrack Blog: Die Stille

Die Stille
Wir sehnen uns oft nach Ruhe. Besonders in stressigen und trubeligen Zeiten.
Es geht um aufmerksame Zeit, in der wir Geräuschquellen bestmöglich reduzieren und unsere Akkus wieder aufladen können. Deshalb möchten wir heute einen Blog mit Gedanken zum Thema Stille von Manuel Andrack, der besonders gut in die schnelllebige und laute Vorweihnachtszeit passt, mit Ihnen teilen.
Die Stille I
Ich wandere durch den Wald. Und höre: Stille. Das macht mich glücklich, denn ich bin alltäglich von einem hohen Geräuschpegel umgeben. Verkehrslärm, Handys, Stimmen, Radio. Logisch, dass man da Sehnsucht nach Stille hat, wenn man wandert. Aber gibt es eine wirkliche Stille beim Wandern? Gibt es überhaupt die perfekte Stille?
Um das herauszufinden, kann man eine kleine Übung machen: Begeben Sie sich an eine möglichst ruhige Stelle. Dann schließen Sie bitte Ihre Augen und achten Sie mal darauf, was Sie in den nächsten sechzig Sekunden hören.
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Und? Wahrscheinlich haben Sie eine ganze Menge erlauscht, denn selbst in einem schalldichten Raum hört man seine Atemzüge. Es ist erstaunlich wie viele Geräusche auch in einer gedacht leisen Umgebung zu hören sind. Daher ist klar: komplette Stille gibt es nicht. Man sagt ja, in der Wüste sei es sehr still. Ich habe das ausprobiert, es stimmt nicht, auch Wüstenstille gibt es nicht.
Die Stille II
Wenn es schon in der Wüste nicht still ist, warum sollte es dann im Wald still sein? Da hört man die Vögel, das Bächlein, die knackenden Zweige unter den Schuhen, das Röhren des Hirschs (selten), das Rauschen der Baumwipfel im Wind. Das ist doch nicht Stille, oder vielleicht doch? Naturgeräusche sind die kleinen Geschwister der Stille. Zivilisationsgeräusche sind Lärm. Man sollte daher, finde ich, bei der Bewertung von Premiumwegen und Qualitätswegen auch die Audio-Qualitäten eines Weges berücksichtigen. Es gibt Beispiele - da wandert man auf hervorragenden Wegen, aber nebendran im Tal braust der Autobahnlärm. Das – geht – gar – nicht!
Die Stille IV
Der schweizerische Wander-Philosoph Robert Walser schrieb über seinen Spaziergang: „Von Zeit zu Zeit drang von außen her einiger schwache Lärm in die liebliche Abgeschiedenheit und reizende Dunkelheit hinein, dessen ferner Schall die herrschende Geräuschlosigkeit nur noch erhöhte, die ich recht nach Herzenslust einatmete und deren Wirkung ich förmlich trank und schlürfte.“ Genialer Typ, der Robert, das hätte ich nicht besser formulieren können. Jetzt aber genug gebloggt und erzählt. Ich brauche Ruhe und geh jetzt raus, eine schöne Portion Stille tanken.
BÄR-TIPP: Gönnen Sie sich in stressigen Zeiten eine Auszeit bei einem schönen Spaziergang oder einer Wanderung in der Natur, wo Sie zur Ruhe kommen, Kraft tanken und den Alltag loslassen können!