Auf zum höchsten Punkt Deutschlands

Auf zum höchsten Punkt Deutschlands.
Mit den Zügen der Deutschen Bahn erreiche ich erstaunlicherweise ohne Verspätung von Görlitz wieder meinen Heimatort Darmstadt. Ein paar Tage Pause mit Wuschelbart und Haare schneiden, Waschen der kompletten Kleidung, Überprüfung meiner Ausrüstung und Koffer packen mit kleinem Rucksack und warmer Kleidung für mein nächstes Ziel den höchsten Punkt Deutschlands zu erwandern.
Dann sitze ich wieder im Zug nach Garmisch-Partenkirchen. Abends komme ich auch diesmal pünktlich mit der Bahn an. Und am nächsten Morgen um 6:30 Uhr bin ich auf dem Weg zur Zugspitze unterwegs. Von meinem Gasthof bis zur Zugspitze sind es fast 30 Kilometer. Noch ohne Eintritt erreiche ich die Partnachklamm. Ich durchquere die Klamm alleine. Das enggeschnittene Tal mit dem reißenden Wildbach ist atemberaubend. Danach durchquere ich das Reintal. Oft in unmittelbarer Nähe zum Wildbach.









Es ist ein wunderbarer Weg mit Blick auf die Alpen. Bei einer Brücke über den Wildbach genieße ich das kristallklare kalte Wasser. Ab der Bockhütte beginnt der Aufstieg. Es folgt die Reintalanger Hütte und nun wird die Steigung immer heftiger. Und immer mehr schaue ich ehrfürchtig zu den nahen grauen Bergen. Dann beginnt durch ein riesiges Geröllfeld der letzte Aufstieg zur Knorrhütte. Denke ich, jetzt habe ich es geschafft, türmt sich das nächste Geröllfeld vor mir auf. Immer beeindruckender mit Traumwetter und guter Fernsicht die riesigen Berge um mich herum. Dann endlich sehe ich vor mir die Knorrhütte.

Es ist erst kurz nach 13 Uhr und hier möchte ich eine ausgiebige Pause machen. Von der Knorrhütte sind es noch etwa drei Stunden Aufstieg zur Zugspitze. Ich habe oben zwei Optionen, einmal mit der neuen Seilbahn direkt wieder runter. Die letzte Seilbahn fährt um 17:45 Uhr ab. Meine zweite Option, ich übernachte im Münchner Haus auf der Zugspitze. Ich fühle mich topfit und genieße eine große Cola als Energiespender. Dann plötzlich bekomme ich heftige Muskelkrämpfe in den Oberschenkeln. Diese dauern über eine halbe Stunde und aus Angst später auf dem steilsten Stück wieder Krämpfe zu bekommen begrabe ich meinen Traum vom direkten Aufstieg. Ich habe extrem geschwitzt und nur Wasser getrunken. Isotonische Getränke wäre bessergewesen.
Bei meiner Frage in der Hütte nach einer Übernachtung erfahre ich, dass ich der 14. auf der Warteliste bin. Meine möglichen Varianten der Übernachtung hier sind, vielleicht noch Matratze oder nur Holzboden. Äußerst gespannt mit einigen anderen stehe ich um 19:30 Uhr am Anmeldeschalter. Die ersten Genannten sind da und erhalten einen Matratzenplatz, dann melden sich zwei Personen nicht und wieder sind welche da. Es ist ein Wechselbad der Gefühle und ich bekomme den letzten Matratzenplatz! Am nächsten Morgen um sechs Uhr beginnt die Unruhe. Massen strömen aus der Hütte zum Aufstieg. Um halb Sieben unten im Schankraum sitzen viele beim vorbestellten Frühstück. Draußen bei angenehmer Temperatur genieße ich die letzte Stulle von meinem Gasthof.
Dann um 7:50 Uhr starte ich. Gleich beginnt der Anstieg und wenig später erreiche ich das junges Paar Leonard und Lydia. Beide sind mir sehr sympathisch. Ich bleibe mit ihnen zusammen. Wieder nicht viel später treffen wir Stefan, den Vater von Leonard und dessen 11-jährige Tochter Emma. Die Elfjährige, eilt uns immer voraus. Für mich beeindruckend wie sie die Steigungen bewältigt, sie ist wie eine junge Gämse. Stefan, der Vater ist ein durchtrainierter und bergerfahrener Kletterer und Bergwanderer. Es ist für mich ein gutes Gefühl bei der Gruppe zu bleiben. Wir durchqueren einige Schneefelder, aber völlig unkritisch und mit einer vorhandenen Spur. Dann in der Nähe der Gletscherbahn machen wir auf Anraten von Stefan eine größere Pause. Vor uns türmt sich gigantisch das letzte Stück der Zugspitze auf. Nur als bewegliche Punkte am Berg sehe ich Wanderer im Zickzack aufwärts streben. Ein bisschen beklemmendes Gefühl stellt sich bei mir ein.

Zunächst durchqueren wir ein sehr steiles und rutschiges Geröllfeld. Ich als Flachland-Tiroler konzentriere mich nur auf den Weg und den Fußabdrücken der Vorderleute. Öfters brauche ich, aber auch andere, eine Verschnaufpause. Hier helfen mir noch die Treckingstöcke. Dann erreichen wir felsigen Untergrund mit einem seitlich befestigten Stahlseil. Ab hier sind meine Stöcke hinderlich und werden am Rucksack befestigt. Nach einer Erholungspause geht’s weiter. Immer festhaltend am Stahlseil steil nach oben und seitlich fällt neben dem schmalen Pfad der Berg steil ab. Die beweglichen Punkte am Felsen über mir wollen nicht enden. Dann endlich erreichen wir mittags die Plattform. Ein unglaublich schönes Gefühl stellt sich bei mir ein, ich habe es bis auf 2962 Metern geschafft! Mit der neuen Seilbahn und dann mit der Zahnradbahn geht es abwärts. Nun beginnt in Kürze mein zweiter Teil des Wanderprojekts vom Süden zum Norden.
